1. Informationen sammeln
Bevor Angebote vom Händler, aus dem Internet oder der Zeitung geprüft werden, gilt es Informationen zu sammeln. Welches Modell ist im TÜV-Report besonders solide? Was sagt die Pannenstatistik? Wo liegen beim Wunschmodell die Schwachstellen? Gibt es Erfahrungen von Freunden, Kollegen oder dem Werkstattmeister in der Nachbarschaft? Wie teuer wird das Auto im Internet gehandelt? Nur wer sich vorab mit "seinem" Gebrauchtwagen beschäftigt, kann beim Verkaufsgespräch und bei der Probefahrt die richtigen Fragen stellen.
Für alle Modelle empfehlen sich Internetforen oder Clubseiten, auf denen es reichlich Hilfestellung für die Anschaffung eines bestimmten Modells gibt. Oftmals hilft bei der Internetrecherche die Eingabe der Suchwörter „Probleme“ und das gesuchte „Modell“.

2. Eindruck innen und außen
Auch ohne technische Kenntnis kann ein Laie einen Gebrauchtwagen begutachten. Wenn schon dem Amateur ein schlecht gepflegter Wagen vorgeführt wird, kann man sich den teuren Rat eines Sachverständigen meist sparen. Optisch müssen vor allem der Lack, Innen- und Kofferraum einen tadellosen Eindruck machen. Steinschläge, Roststellen, muffige Gerüche, feuchte Fußmatten, Dellen, verschiedene Lackfarben, quietschende und klemmende Türen oder Fenster sind sehr verdächtig, Finger weg. Öl- und Wasserverlust unterm Auto oder im Motorraum sind ebenfalls schnell zu entdecken und auch der Auspuff verdient einen Blick: fest, dicht und solide?

3. Der Motor
Der Motor ist das Herz des Autos und das teuerste Einzelteil. Vorab gilt es, die richtige Wahl zu treffen. So verkraftet ein Sechszylinder mehr Kilometer als ein Drei- oder Vierzylinder, braucht aber mehr Treibstoff. Ein modernes Dieselaggregat mit Hochdruckeinspritzung ist zwar agil, aber nicht so langlebig wie ein Diesel-Veteran der 80er Jahre. Nach Möglichkeit nicht den kleinsten oder den größten Motor eines Modells nehmen. Im kalten Zustand (vorm Start prüfen!) muß der Motor spontan anspringen, im Leerlauf regelmäßig und ohne Nebengeräusche laufen, die Temperatur sollte stets im grünen Bereich bleiben. Die Gänge müssen sich problemlos einlegen lassen, eine Automatik ruckfrei schalten.

4. Alter und Laufleistung
Autos halten immer länger. Der durchschnittliche Gebrauchtwagen ist 6,3 Jahre alt und hat 76.000 Kilometer auf dem Tacho. Dafür gibt es gute Qualität, aber selbst ein paar Jahre oder Kilometer mehr sind kein Hindernis. Ein alter Rentnerwagen mit wenigen Kilometern kann so gute Dienste tun wie ein junger Wagen mit vielen Kilometern. Als solide gilt in jedem Fall ein Schnitt von 1.000 Kilometer pro Monat, das treibt den Verschleiß nicht in die Höhe. Preislich attraktiv mit guter Substanz sind drei- bis sechsjährige Modelle. Vorsicht bei begehrten Modellen mit auffällig wenig Kilometern zu günstigen Preisen. Da kann jemand am Tacho manipuliert haben. Da hilft nur ein Blick ins Serviceheft und ein Kontrollanruf bei der abzeichnenden Werkstatt.

5. Reifen
An sie denkt man zuletzt, dabei sind Reifen eine teure Investition. Sie sollten unbeschädigt und nicht älter als fünf Jahre sein, zu erkennen an einer vierstelligen Zahl neben dem Kürzel DOT auf der Reifenflanke. Die ersten beiden Ziffern geben die Produktionswoche, die zweiten das Jahr an. Beispiel: 4008 bedeutet 40. Woche in 2008. Dreistellige Ziffern stammen aus der Zeit vor 2000. In jedem Fall sollten die Reifen mehr als die vorgeschriebenen 1,6 Millimeter Restprofil aufweisen, wenigstens 3-4 Millimeter sollten es sein. Zudem sollten alle Reifen vom gleichen Typ sein. Gleiches gilt für die Felgen, von denen häufig die vorn rechts parkgeschädigt ist. Handelt es sich nicht um Serienfelgen muß eine Betriebserlaubnis (ABE) vorliegen.

6. Probefahrt
Bevor der Zündschlüssel gedreht wird, sollten Reifen und Beleuchtung geprüft werden, schließlich ist der Fahrer verantwortlich für den Fahrzeugzustand, auch auf einer Proberunde. Während der Fahrt auf Motor- und Getriebegeräusche achten. Läuft der Motor rund, lassen sich die Gänge leicht einlegen? Im Spiegel auf Abgasqualm achten. Macht der Wagen Geräusche, klappert oder klackert etwas? Auf gerader, unbefahrener Strecke Geradeauslauf und Bremse prüfen - zieht das Auto zu einer Seite? Am Ende der Probefahrt nochmal prüfen, ob der Motor trocken ist oder Öl schwitzt. Tropft irgendwo etwas auf den Boden? Funktionieren alle elektrischen Einrichtungen störungsfrei? Bei technischen Zweifeln in einer Werkstatt um Rat fragen.

7. Fahrzeugpapiere und Scheckheft
Zu jedem Auto gehören Fahrzeugpapiere und diese müssen vollständig und einwandfrei sein. Stimmt die Fahrgestellnummer unter der Windschutzscheibe bzw. im Motorraum mit den Zulassungspapieren überein? Liegen der letzte TÜV- und Abgas-Untersuchungsbericht vor? Ist das Service-Scheckheft vollständig und korrekt geführt worden oder fehlen Eintragungen oder Seiten? Wann ist der nächste Service fällig? Gibt es Wartungsunterlagen der vergangenen Jahre, aus denen sich Reparaturen und Inspektionsumfänge erkennen lassen? Hat der Verkäufer noch seinen alten Kaufvertrag? Ist der Verkäufer wirklich der Eigentümer des Wagens? Kann sich der Verkäufer ausweisen? Gibt es einen Nachweis über die Vorbesitzer?

8. Privat oder Händler
Fast jeder zweite Gebrauchtwagen wird von Privat gekauft. Das wirkt sich zwar dämpfend auf den Preis aus, doch dafür gibt es beim Privatkauf keine Garantie oder die gesetzliche vorgeschriebene Gewährleistung. Diese Garantie muß ein Händler seit 2002 geben und damit für Mängel einstehen, die sich nachträglich herausstellen und nicht verschleißbedingt sind. Insofern ist der Händlerkauf zwar immer etwas teurer, dafür aber risikoärmer, wenn Motor oder Getriebe Probleme machen. Vorsicht, wenn ein Händler als Kommissionär oder Vermittler auftritt und auf diese Weise seine Gewährleistung umgeht.

9. Preis
Stimmen alle Angaben, ist der Wagen fit und die Probefahrt zufriedenstellend verlaufen, geht es nur noch um den Preis. Gegenüber einem Profi-Verkäufer ist der Kaufinteressent im Nachteil, denn er kennt den Rahmen nicht, in dem der andere handelt. Anhaltspunkte für einen fairen Preis gibt es bei den Marktspiegeln von Eurotax Schwacke und DAT und durch die Angebote auf Internetbörsen. Gefeilscht werden kann immer, schließlich schreibt der Verkäufer nicht seinen Endpreis ans Auto. Eine Rolle spielt natürlich auch, ob ein Auto in Zahlung gegeben wird und ob es sich um ein Barzahlungsgeschäft handelt. Weniger gefragte Karosserieformen wie Limousine statt Kombi oder Farben wie weiß statt schwarz können den Preis erheblich drücken.

10. Kaufvertrag
Der letzte Schritt ist immer schriftlich. Damit wird nicht nur das Eigentum am Auto übertragen, sondern werden zugleich die Rechte und Pflichten von Käufer und Verkäufer fixiert. Musterverträge finden sich im Internet zum Ausdrucken beim ADAC oder bei Autobörsen wie Mobile.de oder Autoscout24.de. In jedem Fall müssen Käufer und Verkäufer mit Ausweisnummer genannt sein, sowie das Fahrzeug möglichst exakt beschrieben. Also Fahrgestellnummer, Kilometerlaufleistung, Unfallfreiheit, Art der Gewährleistung, Zusatzausstattungen. Zudem muß festgelegt sein, zu welchem Zeitpunkt das Auto samt Schlüsseln übergeben wird, denn ab dann haftet der Käufer gegenüber Versicherung und Zulassungsstelle und ist für die Ummeldung zuständig.

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